|
Ortsfamilienbuch BehrungenBehrungen ist ein Dorf im Grabfeld, dicht an der südwestlichen Grenze des heutigen Kreises Schmalkalden-Meiningen gelegen. Zur Zeit (2002) werden für den Ort knapp 700 Einwohner angegeben. In den Jahren der Teilung Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg von 1945 bis 1990 lag Behrungen unmittelbar an der Demarkationslinie zwischen Ost und West: zunächst also an der 'Zonengrenze', nach 1949 an der Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, und zwar auf der östlichen Seite. Behrungen gehört heute zum Bundesland Thüringen, seine Einwohner fühlen sich aber wohl hauptsächlich als Bewohner des Grabfeldes, nicht so sehr als Thüringer.
Der Ort war befestigt und hatte zwei Tore, das 'Kuhtor' und das 'Lämmertor'. Besonders in den dreißiger und vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts, also während des Dreißigjährigen Krieges, hatte Behrungen mehrfach schwer zu leiden. Besonders zu erwähnen sind hier die Zeit der Besetzung durch kaiserliche Truppen, Kroaten, unter Piccolomini sowie einige Fälle, in denen die gesamte Einwohnerschaft für mehrere Wochen das Dorf verließ und in Orten der Umgebung, z. B. in Mellrichstadt, Zuflucht suchte. Umgekehrt flüchteten zeitweise auch zahlreiche Einwohner von Rappershausen, einem Nachbardorf, nach Behrungen. 132 Sterbeeinträge allein im Jahr 1635 lassen erahnen, welchen Drangsalen die Einwohner durch die kaiserlichen Besatzer ausgesetzt waren. 1640 schreibt Pfarrer Matthäus Gottwald ins Kirchenbuch (S. 86): "Folgende Persohnen sind abgestorben theils unter dem feindseligen einfall der Keyserischen (?) Soldaten und gäntzlich ausplünderung, theils als der pfarrer mit seinen Pfarrkindern anfangs nach mellerstad, da man sich auf die 6 Wochen aufhalten müßen, darnach nach Römhild gewichen, und auch auf die 6 oder 7 Wochen alldo iämmerlich leben müssen. ..." Und am Ende dieses Jahres gibt er an, wie viele Behrunger noch am Leben sind: "28 Wittben, 8 Wittber, 38 baar Ehevolks (76 Persohnen), 105 Jung und alt, Zusammen 217 lebendige Seelen ...". Auch in einigen der folgenden Jahre bis 1670 findet man am Jahresende die Anzahl der Einwohner angegeben: 1641: 205 Seelen, 1642: 210 Seelen, 1649: 191 Seelen, 1651: 235 Seelen, 1652: 246 Seelen, 1653: 261 Seelen, 1654: 270 Seelen, 1655: 280 Seelen, 1656: 288 Seelen, 1657: 297 Seelen, 1658: 306 Seelen, 1659: 308 Seelen, 1660: 311 Seelen, 1661: 305 Seelen, 1662: 298 Seelen, 1663: 307 Seelen, 1664: 320 Seelen, 1665: 323 Seelen, 1666: 331 Seelen, 1667: 326 Seelen, 1668: 322 Seelen, 1670: 340 Seelen. Denen, die sich genauer über Behrungen und seine Geschichte informieren möchten, sei das Buch 'Behrungen, Geschichte eines Dorfes im Grabfeld' empfohlen. Es handelt sich dabei um eine Ortschronik, die 1995 anläßlich der Feier zum 1200jährigen Bestehen des Dorfes von der Gemeinde Behrungen herausgegeben wurde.
Zur Vorgeschichte
Die Suche nach den Vorfahren meiner Kinder führte mich auch nach Behrungen; dort wurde einer ihrer Urgroßväter geboren. Wie sich bald herausstellte, stammten auch dessen Vorfahren größtenteils aus Behrungen. Es erwies sich aber als fast unmöglich, die erstrebte Vorfahrenliste fehlerfrei zu erarbeiten. Im 17. und auch noch im 18. Jahrhundert gab es im Dorf nur wenige verschiedene Familiennamen. Da gleichzeitig auch die Auswahl der verwendeten Vornamen äußerst klein war, kann es sehr leicht zu Verwechslungen kommen. Und dies um so mehr, als die meisten Einträge im Kirchenbuch überaus knapp gehalten waren. Das begann sich erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts herum allmählich zu ändern. Daher entschloß ich mich, nicht nur die für meine eigene Familienforschung - vermeintlich! - relevanten Einträge, sondern alle Einträge des ältesten Behrunger Kirchenbuches (1605 bis 1768) abzuschreiben. Wenn man einige hundert Kilometer vom Aufbewahrungsort des Kirchenbuches entfernt wohnt, ist das freilich leichter gesagt als getan! Obwohl ich mehrere Male jeweils für einige Tage vor Ort war, wäre die Arbeit erst viel später erledigt gewesen, wenn ich nicht tatkräftige Unterstützung durch Frau Doris Günther aus Behrungen erfahren hätte, die die Einträge von 1701 bis 1768 abgeschrieben hat. Zur Quellenlage Fast alle Daten, die im Familienbuch genannt werden, entstammen den ältesten beiden Kirchenbüchern der evangelisch-lutherischen Gemeinde Behrungen. Sie befinden sich im evangelischen Pfarramt in Queienfeld. Das älteste Kirchenbuch beginnt im Juli 1605 offenbar beim Amtsantritt des Pfarrers Michael Muretus. Es reicht bis 1768. Sein derzeitiger Zustand ist schlecht, es müßte dringend repariert und neu gebunden werden. Wer einmal selbst versucht hat, seine Vorfahren zu ermitteln, weiß, wie mühevoll es sein kann, nach der Herkunft von nicht aus dem Ort stammenden Ehegatten zu suchen; nur zu oft liefert das Kirchenbuch keinen Hinweis. In einigen Fällen dieser Art konnten die Familien der aus Orten in der Umgebung von Behrungen (z.B. aus Berkach) Zugewanderten gefunden werden. Diese Familien habe ich in das Behrunger Familienbuch aufgenommen, obwohl sie, streng genommen, nicht dazugehören. Die zu dem Pfarrer Wolfgang Weißheit zusätzlich genannten Daten entstammen einer Datei, die ich im Internet fand. Nach derzeitigem Verständnis müßten für ein 'richtiges' Familienbuch außer den Kirchenbüchern auch noch möglichst alle weiteren Quellen, falls vorhanden, verwendet werden. Das ist hier nicht geschehen, und insofern ist die vorliegende Arbeit unvollständig. Auch die im ältesten Kirchenbuch befindlichen chronologischen Aufzeichnungen der jeweiligen Pfarrer wurden nur ausnahmsweise verwendet. Dieses älteste Kirchenbuch enthält auf den letzten Seiten auch noch eine Nachkommenliste Stumpf und eine Vorfahrenliste Wölfing (diese mit vielen Fehlern) sowie ein Verzeichnis über eine 'Waffenmusterung' 1577 und eines über die 'Erbhuldigung' 1606. Die beiden zuletzt genannten Verzeichnisse dürften aus genealogischer Sicht recht interessant sein. Sie sind deshalb - nach Familiennamen sortiert - als RTF-Dateien zum Download bereitgestellt. Wie ich eingangs geschildert habe, entstand das Familienbuch zunächst nur zum eigenen Gebrauch. Ich denke aber nun, da es fertiggestellt ist, daß es auch anderen, die in Behrungen Familienforschung betreiben, nützlich sein kann. Allerdings darf man nicht vergessen, daß die Herstellung eines solchen Familienbuches auch immer ein hohes Maß an Interpretation beinhaltet, die auch bei sorgfältigstem Vorgehen zu fehlerhaften Ergebnissen führen kann. Ich hoffe jedoch, daß sich die Zahl der Fehler in Grenzen hält. Auch hier hat mir Frau Doris Günther geholfen, einige Fehler zu erkennen und zu berichtigen. Besonders dankbar bin ich auch dem Pastorenehepaar Rinecker, bis Herbst 2000 in Queienfeld, das es mir durch großzügiges Entgegenkommen überhaupt erst ermöglicht hat, diese Arbeit in Angriff zu nehmen. Das Behrunger Ortsfamilienbuch wurde Ende des Jahres 2002 auf dem Server des Vereins für Computergenealogie im Internet veröffentlicht. Inzwischen konnten einige Fehler berichtigt werden. Durch weitere Recherchen haben sich auch eine Reihe von Ergänzungen ergeben. Viele zusätzliche Ergänzungen waren möglich, nachdem mir Frau Karina Kulbach-Fricke die von ihr im Rahmen ihrer eigenen Familienforschung hergestellten Familienbücher für die Orte Aubstadt, Gollmuthausen, Rappershausen und Waltershausen zur Verfügung gestellt hatte. Ihr sei auch an dieser Stelle herzlich gedankt. Bei Daten, die aus diesen Familienbüchern stammen, ist als Quelle 'FB Aubstadt', 'FB Gollmuthausen', 'FB Rappershausen' oder 'FB Waltershausen' angegeben. Braunschweig, im August 2005
|
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Letzter Stand Ortsfamilienbuch Behrungen: 12.03.2017 |