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Ortsfamilienbuch Dietingen (Blaustein)
Das Ortsfamilienbuch wurde von Karl Fassbinder erstellt; es wurde auf Grund seines Todes 2022 zur weiteren Betreuung und zur Sicherung seines genealogischen Nachlasses an den Arbeitskreis Familien- und Ahnenforschung e.V. Geislingen/Steige übergeben.
Katholische Pfarrgemeinde Dietingen mit der Filiale Arnegg
Dietingen, Markbronn und Arnegg sind Teilorte der Stadt Blaustein im Alb-Donau-Kreis, Baden Württemberg. Während Dietingen und Markbronn auf dem Hochsträß westlich von Ulm/Donau auf 570-600 Meter Höhe liegen, befindet sich Arnegg im Tal der Blau.
Dietingen ist die älteste Siedlung und wurde wahrscheinlich schon in der alemannischen Siedlungsperiode im 6. oder 7. Jahrhundert gegründet. Die Siedlung Markbronn ist wohl erst in christlicher Zeit entstanden. Schriftlich bezeugt sind beide Orte erst Jahrhunderte nach ihrer Entstehung.
Dietingen mit seiner uralten Martinskirche wurde zu Anfang des 12. Jahrhunderts auf Veranlassung des Grafen Hartmann II. von Dillingen dem um die erst im Hochmittelalter entstandene Rodungssiedlung Harthausen gebildeten Pfarrbezirk als Filiale zugeschlagen (Fink).
Markbronn verdankt seine erste Erwähnung einem in den Jahren 1303/1304 vor dem bischöflichen Offizial in Konstanz geführten Prozeß zwischen dem Klarissenkloster Söflingen als Patronatsherrschaft der Pfarrei Harthausen einerseits und dem Grafen Egeno von Schelklingen andererseits um den Besitz der Zehnteinkünfte in Einsingen (Fink).
Arnegg wurde erstmalig in einer Urkunde des Markgrafen von Burgau von 1292 erwähnt. Die Burg dürfte nach 1100 erbaut worden sein. Sie wurde 1378 von den Ulmern zerstört und erst im 16.Jahrhundert von den Herren von Stadion neu errichtet. Von 1700 an gehörte Arnegg der Deutschordenskommende Altshausen. Der Burgweiler Unterarnegg dürfte nahezu gleichzeitig mit der neuen Burg zwischen der Berglehne und der Talsohle als Siedlung von Eigenleuten des Burgherren entstanden sein.
Arnegg, Dietingen und Markbronn kamen 1805 zum Königreich Württemberg. 1975 erfolgte der Zusammenschluß der Orte zur Gemeinde Arnegg. 1975 wurden sie Teilorte der (heute) Stadt Blaustein.
Kirchliche Organisation
Im 6.Jahrhundert begann die Christianisierung von Ulm und Umgebung, die im 8.Jahrhundert abgeschlossen war. Vom Kloster Söflingen wurde die Pfarrei Harthausen errichtet und ihr im Jahre 1134 als Filiale Arnegg zugeteilt (Horn).
Im Jahre 1134 wurde Harthausen zu einer selbständigen Pfarrei erhoben. Als Filialen wurden ihr die Ortschaften Schaffelkingen, Ermingen, Eggingen, Dietingen, Markbronn, Arnegg, Ehrenstein und Einsingen zugeteilt.
Von Harthausen abgetrennt wurde Im Jahre 1236 Dietingen und bekam einen eigenen Pfarrer. Im Jahre 1542 wurde Arnegg von der Pfarrei Harthausen getrennt und als Filiale Dietingen zugeteilt, wohl weil durch die Reformation die Zahl der Katholiken in Dietingen stark abgenommen hatte und mit der Zuteilung Arneggs ein Ausgleich geschaffen werden musste. Nun wechselten an Sonntagen die Gottesdienste zwischen Dietingen und Arnegg, da in der Gesamtpfarrei Dietingen-Arnegg sonntags nur eine Messe gefeiert wurde.
Vielgestaltig hatten sich die Herrschaftsverhältnisse im Laufe der Zeit in Dietingen und Markbronn herausgebildet. Besitz in diesen Orten hatten um 1500 die Herrschaft von Stadion zu Arnegg, von Winterstetten, das Heilig-Geist-Spital in Blaubeuren, das Kloster Blaubeuren, die Kaplanei Berghülen und die Ulmer Patrizierfamilie Besserer. Beide Orte wurden als Kondominat verwaltet. Im Zuge der Reformation erhielten die Bewohner jedes einzelnen Hofes entsprechend der Besitzverhältnisse die Konfession ihres Herren und beide Glaubensrichtungen waren ab dem Jahre 1537 buntgemischt in beiden Orten vertreten. Diese Konfessionszugehörigkeit hat sich bei einzelnen Familien bis ins 21. Jahrhundert erhalten.
Arnegg gehörte zur Zeit der Reformation den Herren von Stadion und ab 1700 der Deutschordenskommende Altshausen, sodass die Bewohner immer einheitlich der katholischen Konfession angehörten.
Alle Versuche, das zahlenmäßig immer stärker werdende Arnegg wieder von Dietingen zu trennen misslangen. Selbst als nach dem 2.Weltkrieg durch Zuzug vieler Heimatvertriebener die Anzahl der Katholiken in Arnegg über 800 angewachsen war blieb Dietingen die Pfarrei und Arnegg die Filiale. Allerdings wurde 1955 in Arnegg ein Pfarrhaus erbaut und der Pfarrsitz der Pfarrei Dietingen nach Arnegg verlegt.
Da das ganze Gebiet 1805 unter die Herrschaft der Krone von Württemberg gekommen war wurde die Pfarrei von der Diözese Konstanz abgetrennt und der neu errichteten Diözese Rottenburg einverleibt.
Während in der fast ausschließlich von katholischen Personen bewohnten Gemeinde Arnegg keine Abstimmung mit Andersgläubigen erfolgen mußte, waren die Verhältnisse in Dietingen und Markbronn nicht immer einfach.
Jeder Pfarrer versah in seinem Hoheitsbereich sein Amt unverhindert, der katholische in Dietingen, der evangelische in Markbronn. Dagegen waren die katholischen Seelsorger in Markbronn, wie umgekehrt die evangelischen in Dietingen nur privat in den Häusern der jeweiligen Religionsverwandten geduldet. Der katholische Pfarrer mußte daher bei Versehgängen nach Markbronn von der Lindegert an bis zum Haus des Kranken oder Sterbenden seine Gebete still und unauffällig verrichten, wie umgekehrt der evangelische Pfarrer, wenn er bei seinen Pfarrkindern in Dietingen Hausbesuche machte und ihnen das Nachtmahl reichen wollte, nicht in seinem Kirchenrock erscheinen durfte. Einem Markbronner Katholiken bzw. Dietinger Protestanten wurde in der Sterbestunde vom Turm der jeweiligen Ortskirche die Scheidung geläutet. Bei Leichenbegängnissen war zugelassen, im Haus und auf dem Hofraum des Verstorbenen laut zu beten und zu singen, worauf sodann der Leichenzug bis zur hoheitsgrenze sich still zu verhalten hatte, nur geleitet vom Geläut der Ortskirche. Nach diesem in Rezessen festgeschriebenen Modus wurde der Religionsfriede über 200 Jahre lang gewahrt. Es störte niemanden, wenn Katholiken oder Protestanten wechselseitig den ehelichen Einsegnungen und den Begräbnissen ihrer andersgläubigen Gemeindegenossen beiwohnten. (Fink)
So war das kirchliche Leben in Markbronn und Dietingen von einem gewissen Prakmatismus geprägt, wenn auch hin und wieder, wenn z.B. der Pfarrer von Dietingen bei einem Versehgang nach Markbronn gegen die Vereinbarungen "in habitu pontificalis" und mit lautem Beten in Markbronn einritt, eine Schlichtung durch ein sogenanntes "Herrengericht" herbei geführt werden mußte. Auch der 1785 erfolgte Durchzug der Dietinger Öschprozession durch Markbronn wurde von den dortigen evangelischen Einwohnern kritisiert.
Quelle: Festschrift zum 750jährigen Pfarreijubiläum St.Martinus Dietingen
H.Fink, Pöhler GmbH, Blaustein, 1986
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