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Ortsfamilienbuch Niedergirmes
Niedergirmes liegt etwas oberhalb der Mündung der Dill in die Lahn unweit
von Wetzlar.
Bis in die 1860er Jahre war es ein kleines Bauerndorf mit 1858 gerade einmal
473 Einwohnern. Durch den auf Niedergirmeser Gemarkung gebauten (Wetzlarer)
Bahnhof an der Linie Gießen-Siegen siedelten sich verschiedene Betriebe der
Eisenerzverarbeitung an. 1876 wurde die Carolinenhütte als wichtigster
Betrieb gegründet. Die Einwohnerzahl stieg daraufhin rasant an und erreichte
1895 schon die Zahl von 1665. Zu dieser Zeit setzte sich der Ort aus zwei
Teilen zusammen: der alte, bäuerlich geprägte Ortskern und der eher
städtisch bzw. industriell geprägte Teil Richtung Wetzlar um die Eisenhütten
und den Bahnhof.
Viele Einwohner waren eher nach Wetzlar ausgerichtet und wollten den
Anschluss an die Kreisstadt, wogegen sich die alt eingesessenen
Niedergirmeser wehrten. 1903 erfolgte dann die Eingemeindung nach Wetzlar.
In den folgenden drei Jahrzehnten wurden viele Arbeitersiedlungen errichtet,
so dass sich der Charakter des Ortes stark veränderte.
Angezogen durch die vielen Industriebetriebe siedelten sich ab den 60er
Jahren viele Gastarbeiter hier an. Ausländische Mitbürger machen heute etwa
40% der Bevölkerung von Niedergirmes aus, wo heute etwa 6200 Einwohner leben
(ohne das alte Niedergirmeser Gebiet südlich des Bahnhofs).
771 wird zum ersten mal die 'Germicer Marca' erwähnt. Dabei kann es sich um
den 5 km entfernt gelegenen Ort Waldgirmes oder eben Niedergirmes gehandelt
haben. Niedergirmes gehörte seit dem ausgehenden Mittelalter zur Grafschaft
Solms. Damit war es von 'Ausland' umgeben. Die beiden Nachbarorte
Hermannstein und Naunheim waren hessisch, Wetzlar freie Reichsstadt.
1806 kam Niedergirmes zu Nassau und 1815 schließlich zu Preußen als Teil des
neu gebildeten Kreises Wetzlar.
Kirchlich wurde es seit dem Mittelalter von dem 5 km entfernten Asslar aus
versorgt, mit dem es bis 1909 verbunden blieb. Erst seitdem hat es eine
eigene ev. Kirchengemeinde. Wie alle anderen Orte der Grafschaft Solms war
Niedergirmes reformiert.
Die Kirchenbücher von Asslar beginnen 1693 (bisher ausgewertet bis 1730),
wobei man sagen muss, dass die Pfarrer die Eintragungen im Filialdorf oft
nicht so sorgfältig eintrugen wie in Asslar selbst.
Weitere Quelle ist das Währschaftsbuch des Loher Landgerichts (bisher
ausgewertet 1670 bis 1705)
Quellen:
KB Asslar 1693 bis 1730, Währschaftsbuch des Loher Landgerichts 1670-1706
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